Wie man Kosmetika in der EU verkauft: Ein Leitfaden für Erstanwender

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Die Europäische Union verfügt über eine gut informierte und vielfältige Verbraucherbasis, für die einige der weltweit strengsten Vorschriften zur Produktsicherheit und Kennzeichnung gelten. Von der mehrsprachigen Kennzeichnung bis hin zu Beschränkungen bei den Inhaltsstoffen müssen Kosmetikunternehmen hohe Standards einhalten, um Kosmetika in der EU legal verkaufen zu können. Egal, ob du eine kleine Indie-Marke oder ein aufstrebender Global Player bist: Wenn du die Grundlagen der EU-Kosmetikvorschriften kennst, kannst du kostspielige Fehler vermeiden und dauerhaftes Vertrauen auf dem Markt aufbauen.

Du machst deinen ersten Schritt auf den europäischen Kosmetikmarkt? Dieser Leitfaden führt dich durch die wichtigsten EU-Kosmetikvorschriften, die wichtigsten Schritte zur Einhaltung der Vorschriften und gibt dir praktische Tipps, die dir helfen, Kosmetika in der EU erfolgreich und rechtmäßig zu verkaufen. Ganz gleich, ob du nur in einem Land oder in mehreren Mitgliedsstaaten tätig sein willst: Das Wissen, wie du Kosmetika in der EU richtig verkaufst, ist entscheidend für deinen langfristigen Erfolg.

 

Warum du die EU-Kosmetikverordnung brauchst

Die Europäische Union (EU) ist einer der größten und am stärksten regulierten Kosmetikmärkte der Welt. Marken, die hier erfolgreich sein wollen, müssen die strengen rechtlichen und sicherheitstechnischen Anforderungen verstehen und einhalten.

Transparenz und Sicherheit sind die Grundlagen für das Vertrauen der Verbraucher und den Ruf der Marke. Die Kundinnen und Kunden in der EU kennen die Produkte, die sie auf ihrer Haut verwenden, gut und sind vorsichtig. Indem du nachweist, dass dein Produkt den EU-Vorschriften entspricht, kannst du zeigen, dass es sicher, moralisch einwandfrei und fachmännisch hergestellt ist.

Neben Vertrauen ist auch die Einhaltung von Gesetzen nicht verhandelbar. Die EU nimmt die Nichteinhaltung ernst. Der Verkauf eines nicht registrierten oder nicht ordnungsgemäß gekennzeichneten Produkts kann zu:

  • Produktverbote und Rückrufe
  • Hohe Geldstrafen
  • Schädigung des Rufs deiner Marke

Und schließlich verschafft dir die Einhaltung der Vorschriften einen Wettbewerbsvorteil. Für viele internationale Marken ist es immer noch schwierig, die EU-Standards einzuhalten. Wenn du von Anfang an in eine angemessene Einhaltung der Vorschriften investierst, erhöht sich die Glaubwürdigkeit und Vertrauenswürdigkeit deiner Marke, was den Aufbau dauerhafter Beziehungen und die Gewinnung von Kunden erleichtert.

 

Was ist die EU-Kosmetikverordnung 1223/2009?

Die Verordnung (EG) Nr. 1223/2009 ist die wichtigste Rechtsvorschrift für kosmetische Mittel in der EU. Sie gilt in allen Mitgliedsstaaten und stellt sicher, dass kosmetische Produkte für die menschliche Gesundheit sicher sind.

Hier ist, was es beinhaltet:

  • Definition eines kosmetischen Produkts: Jede Substanz oder Mischung, die dazu bestimmt ist, mit den äußeren Teilen des menschlichen Körpers in Kontakt zu kommen, um sie zu reinigen, zu parfümieren, ihr Aussehen zu verändern oder sie zu schützen.
  • Beschränkungen für Inhaltsstoffe: Die Verordnung listet eingeschränkte und verbotene Stoffe in den Anhängen II bis VI auf. Zum Beispiel dürfen bestimmte Konservierungsmittel, Farbstoffe oder UV-Filter nur unter bestimmten Bedingungen verwendet werden.
  • GMP (Good Manufacturing Practices): Die Produkte müssen unter hygienischen und kontrollierten Bedingungen hergestellt werden, was in der Regel durch die ISO 22716-Zertifizierung nachgewiesen wird. Im Rahmen der Guten Herstellungspraxis (GMP) ist die Qualitätskontrolle von entscheidender Bedeutung, weshalb Labortests für kosmetische Produkte obligatorisch sind.
  • Sicherheitsbericht für kosmetische Mittel (CPSR): Jedes kosmetische Produkt muss von einer qualifizierten Fachkraft einer Sicherheitsbewertung unterzogen werden. Das Ergebnis ist ein formeller CPSR, der Teil deiner Compliance-Dokumentation wird.
  • Kennzeichnungsvorschriften: Alle kosmetischen Produkte müssen mit bestimmten obligatorischen Angaben gekennzeichnet sein (siehe Abschnitt unten), und das Etikett muss leicht lesbar und in der/den Amtssprache(n) des Landes, in dem das Produkt verkauft wird, abgefasst sein.

Die Einhaltung dieser Verordnung ist für den legalen Marktzugang unerlässlich.

 

Wie man Schönheitsprodukte in Europa verkauft: Schritt für Schritt

 

1. Klassifiziere dein Produkt und überprüfe die Einhaltung der Inhaltsstoffe

Vergewissere dich, dass dein Produkt in den EU-Vorschriften offiziell als kosmetisches Mittel eingestuft ist. Wenn dein Produkt eine therapeutische oder medizinische Funktion hat (z. B. als Arzneimittel), kann es zusätzlichen Vorschriften unterliegen.

Überprüfe als nächstes alle Zutaten. Du musst sicherstellen:

  • Keiner steht auf der Verbotsliste
  • Eingeschränkte Substanzen werden innerhalb der zulässigen Grenzen verwendet
  • Keine an Tieren getesteten Inhaltsstoffe (gemäß EU-Verbot)

Es wird empfohlen, mit einem Zulassungsspezialisten zusammenzuarbeiten, um deine Formulierung frühzeitig zu prüfen.

 

2. Ernenne eine verantwortliche Person (RP)

Gemäß der Verordnung (EG) Nr. 1223/2009 ist die verantwortliche Person eine natürliche oder juristische Person mit Sitz in der Europäischen Union, die sicherstellt, dass jedes in Verkehr gebrachte kosmetische Mittel alle einschlägigen Verpflichtungen erfüllt, einschließlich der Sicherheits-, Kennzeichnungs- und Meldevorschriften.

Für jedes Produkt muss eine verantwortliche Person (Responsible Person, RP) benannt werden, die in der EU ansässig sein muss. Diese Person oder dieses Unternehmen ist gesetzlich verantwortlich für:

  • Sicherstellen, dass das Produkt mit der Verordnung 1223/2009 übereinstimmt
  • Halten der Produktinformationsdatei (PIF)
  • Kommunikation mit Behörden bei Inspektionen oder Rückrufen

Du kannst einen Drittanbieter (z. B. ein Beratungsunternehmen oder einen Regulierungsdienst) oder deine eigene juristische Person mit Sitz in der EU beauftragen.

 

3. Bereite die Produktinformationsdatei (PIF) vor

Das PIF ist eine Masterdatei, die alle technischen Unterlagen zu deinem Produkt enthält. Sie muss von der RP mindestens 10 Jahre lang leicht zugänglich aufbewahrt werden.

Der Inhalt umfasst:

  • Beschreibung des Produkts
  • Bericht über die Sicherheit kosmetischer Mittel (CPSR)
  • Labortestergebnisse (z. B. mikrobiologischer Test, Challenge-Test, Stabilitätstest)
  • Herstellungsverfahren und GMP-Erklärung
  • Belege für Behauptungen (z. B. “feuchtigkeitsspendend” muss belegt werden)
  • Texte für Etiketten und Verpackungsvorlagen

Das PIF ist nicht öffentlich, muss aber zur Überprüfung durch die zuständigen Behörden zur Verfügung stehen. Um für Audits gerüstet zu sein, solltest du unser Product Information File (PIF) überprüfen.

 

4. Durchführen eines Cosmetic Product Safety Report (CPSR)

Bevor das Produkt auf den Markt gebracht wird, bewertet das CPSR seine Sicherheit. Ein professioneller Toxikologe oder Sicherheitsgutachter muss deine Formel, die toxikologischen Profile und die Testergebnisse prüfen.

Schlüsselkomponenten:

  • Toxikologisches Profil der einzelnen Inhaltsstoffe
  • Bewertung der Produktexposition
  • Stabilitäts- und mikrobiologische Tests
  • Sicherheitsschlussfolgerung durch einen qualifizierten Fachmann

Ohne ein CPSR kann dein Produkt in der EU nicht legal verkauft werden. Um sicherzustellen, dass deine Formel sicher und konform ist, schau dir unser CPSR an.

 

5. Sicherstellen der Einhaltung der Kennzeichnungsvorschriften

Dein Produktetikett muss Folgendes enthalten:

Die Etiketten müssen klar, dauerhaft und in der/den Landessprache(n) des jeweiligen Marktes abgefasst sein. Stelle sicher, dass deine Etiketten den EU-Normen entsprechen. Lasse die Einhaltung der Vorschriften noch heute überprüfen.

 

6. Vorbereitung auf Vertriebs- und Verkaufskanäle

Du solltest dir jetzt überlegen, wie du auf den EU-Markt kommen willst:

  • E-Commerce: Plattformen wie Amazon oder deine Website müssen vollständig konform sein. Viele Plattformen verlangen jetzt einen Nachweis über die EU-Notifizierung und die RP-Dokumentation.
  • Einzelhandel: Groß- und Einzelhändler werden dich bitten, deinen CPSR, dein PIF und deine Etiketten vorzulegen. Manche verlangen, dass du eine Produkthaftpflichtversicherung hast.

Jeder Verkaufskanal bringt seine eigenen logistischen und rechtlichen Überlegungen mit sich.

 

Navigieren durch die EU-Marktbenachrichtigung

Dein kosmetisches Produkt muss im EU Cosmetic Product Notification Portal (CPNP) registriert werden, bevor es in der EU rechtmäßig verkauft werden darf. Dies ist ein koordiniertes Internet-Meldesystem für die Strafverfolgung.

Bevor das Produkt in Verkehr gebracht wird, muss die verantwortliche Person die Meldung machen.

Zu den einzureichenden Details gehören:

  • Produktname und Kategorie
  • Angaben zur verantwortlichen Person
  • Liste der Inhaltsstoffe
  • Herkunftsland
  • Bilder von Etiketten und Verpackungen

Nach der Übermittlung haben Behörden und Giftnotrufzentralen im Falle von unerwünschten Reaktionen oder Notfällen Zugriff auf diese Daten.

 

Zu vermeidende Fallstricke

Viele Marken scheitern beim Eintritt in den EU-Markt, weil sie die Schritte zur Einhaltung der Vorschriften übersehen oder falsch verstehen. Hier sind die häufigsten Fehler:

  • Unvollständige PIF: Fehlende Dokumente oder nicht belegte Ansprüche können Compliance-Prüfungen auslösen.
  • Fehler in der Kennzeichnung: Selbst kleine Fehler wie fehlende Chargennummern oder nicht übersetzte Warnhinweise können dazu führen, dass Produkte zurückgehalten werden.
  • Verbotene Zutaten verwenden: Dies führt zu einer automatischen Ablehnung.
  • Keine verantwortliche Person: Produkte von Nicht-EU-Marken ohne eine ernannte verantwortliche Person sind illegal.
  • Veraltetes Wissen: Die EU-Vorschriften werden häufig aktualisiert. Wenn du nicht auf dem Laufenden bleibst, können deine Dokumente veraltet sein.

Wenn du diese Fallstricke vermeidest, sparst du Zeit und Geld und schützt den Ruf deiner Marke.

 

Letzte Tipps für einen reibungslosen EU-Markteintritt

  • Beginne den Einhaltungsprozess frühzeitig, um Verzögerungen bei der Einführung zu vermeiden.
  • Arbeite mit Compliance-Experten zusammen, die den gesamten Prozess verstehen.
  • Dokumentiere jeden Schritt: Audits können ohne Vorwarnung stattfinden.
  • Achte darauf, dass die Formulierungen und Auslobungen auf der Verpackung und im Marketing einheitlich sind.
  • Überprüfe immer, ob dein RP und dein Sicherheitsgutachter qualifiziert und auf dem neuesten Stand sind.

Der erfolgreiche Eintritt in den EU-Markt ist nicht nur eine Frage der Produktqualität, sondern auch eine Frage der regulatorischen Vorbereitung.

 

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

F1: Kann ich meine Produkte online verkaufen, ohne sie in der EU zu registrieren?
Nein. Auch für den elektronischen Handel sind alle Schritte zur Einhaltung der Vorschriften erforderlich, einschließlich der Zuweisung des RP und der Anmeldung.

F2: Brauche ich für jede Produktvariante eine eigene PIF?
Ja. Obwohl ähnliche Produkte einige Daten gemeinsam nutzen können, benötigt jedes Produkt oder jede Formulierung eine eigene Dokumentation.

F3: Wie lange dauert der gesamte Einhaltungsprozess?
Durchschnittlich 12 bis 15 Wochen, je nachdem, wie gut du vorbereitet bist und wie schnell die Sicherheitsbewertungen abgeschlossen sind.

F4: Kann ich als verantwortliche Person handeln?
Nur wenn dein Unternehmen rechtmäßig in der EU ansässig ist und du alle Anforderungen erfüllst.

F5: Ist das EU-Tierversuchsverbot absolut?
Ja. Sowohl die fertigen Produkte als auch die Inhaltsstoffe dürfen nicht an Tieren getestet werden.

F6: Was passiert, wenn die Behörden mein Produkt ablehnen?
Du kannst aufgefordert werden, das Produkt umzuetikettieren, neu zu formulieren oder in manchen Fällen ganz vom Markt zu nehmen.

 

Fazit

Der Eintritt in den EU-Kosmetikmarkt ist ein großer Schritt für jede Kosmetikmarke, aber er erfordert sorgfältige Planung, gründliche Dokumentation und die strikte Einhaltung der Vorschriften. Mit der richtigen Herangehensweise kannst du alle Compliance-Anforderungen erfüllen und Kosmetika in der EU legal und selbstbewusst verkaufen.

Befolge die in diesem Leitfaden beschriebenen Schritte, hole dir bei Bedarf professionelle Unterstützung und mache die Einhaltung der EU-Vorschriften zu einem zentralen Bestandteil deiner Markenstrategie. Auf diese Weise bist du gut aufgestellt, um Kosmetika in der EU erfolgreich und nachhaltig zu verkaufen.

Weitere Einblicke, Tools und Dienstleistungen findest du im Certified Cosmetics Blog oder bei unseren Dienstleistungen.